Um über Leid zu berichten oder um eine Geschichte recherchieren und verifizieren zu können, fragen Journalist:innen oft nach traumatischen Erlebnissen. Aber die meisten von uns wurden dafür nie professionell ausgebildet. Trotz bester Absicht braucht es manchmal nur eine falsche Frage – und schon droht eine Interviewsituation zu kippen; es kann zu starken Emotionen oder unbeabsichtigten Grenzüberschreitungen kommen. Nicht nur bei Beiträgen über Geflüchtete, psychische Erkrankungen, sexualisierte Gewalt oder den sogenannten „True Crime“-Fällen, sondern auch, wenn etwa bei einer Sozialreportage die Protagonistin unvorhergesehen Suizidgedanken äußert.
Deshalb ist es wichtig, darüber zu sprechen: Wie gehen wir mit traumatisierten Protagonist:innen um? Wie vermeiden wir emotionale Überforderung und Konfliktsituationen? Aber auch: Wo endet unsere Verantwortung? Wie setzen wir Grenzen und schützen uns selbst?
Unsere Dozentin Julia Luhnau berichtet als freie Autorin fürs Fernsehen insbesondere über Themen wie sexualisierte Gewalt, Lebensrealitäten marginalisierter Menschen, Kriminalfälle und psychische Erkrankungen. Dazu absolvierte sie die Grundausbildung „Traumazentrierte Fachberatung“ beim Traumahilfezentrum München.
Sie analysieren gemeinsam mit ihr Videos, in denen Betroffene erzählen, was sie für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit brauchen. Sie zeigt Ihnen nie ausgestrahltes Rohmaterial, das von den Protagonist:innen für das Seminar freigegeben wurde, durch das Sie lernen, wie eine Dissoziation aussehen kann, wie man mit Intrusionen umgeht oder wie man Anzeichen einer zunehmenden Belastung während eines Interviews erkennen kann.


